Im Nahverkehr halten sich die meisten Fahrgäste und allermeisten Mitarbeiter an die Spielregeln. Nur leider nicht alle. Daher haben ÖPNV-Unternehmen auch Kontroll-Teams, die die Fahrgäste, Fahrer(innen), Fahrzeuge und Haltestellen stichprobenartig kontrollieren. Bei Regiobus ist dies aktuell ein bis zu 15-köpfiges Team, die ihre Kontrollen in einer eigens entwickelten App dokumentieren.
Diese App überträgt die so erfaßten Datensätze per VPN-Verbindung an einen internen Server in eine Oracle-Datenbank. Das Back-Office-Team kümmert sich anschließend um die Folgeschritte. Bei offensichtlichen Mängeln an eigenen oder AU-Fahrzeugen durch Meldung an den zugehörigen Betrieb, bei Fahrgästen ohne gültigen Fahrschein eben um den Zahlungs- und Mahnprozess.
Bis zum März 2021 waren dies aus historischen Gründen zwei getrennte Programme. Sie stammten noch aus der Zeit, als Regiobus die Datenerfassung auf Apple iPod Touch Geräten durchführte, womit wir 2009 als Eigenentwicklung gestartet waren. Seit dem hatten diese als Musikabspieler konzipierte Geräte bis zur Ablösung 2019 durch eine Android-Handy-Version tapfer praktisch ohne nennenswerte Verluste durchgehalten. Nun also sollte diese Teilfunktionen der Kontrolldatenerfassung /-weiterleitung und der EBE-Prozess (Schriftverkehr, Mahnwesen, Inkasso) in einer einheitlichen Backoffice-Anwendung zusammengeführt und weiter automatisiert werden.
Die neue Version 2 vom Regio_MDE verwaltet nun einheitlich sowohl alle Prüfer, Geräte und Auswahlmöglichkeiten (für Tarife, Fahrausweisarten usw.), nimmt aber auch die Kontrolldaten entgegen, erzeugt die Benachrichtigungen bei aufgefallenen Fahrzeug-/Fahrerkontrollen und speichert die Vorgänge zum Erhöhten Beförderungsentgelt. Vom Schriftverkehr mit Fristenüberwachung (Elternbrief, Erinnerungs- und Mahnschreiben, ggf. Ratenzahlungsvereinbarung) bis zum ggf. erforderlichen gerichtlichen Mahnverfahren ist nun alles in „einer Hand“ und überwiegend automatisiert. Als Intranet-Anwendung haben neben dem Prüferteam auch die Rechtsabteilung und der Kundendialog Zugriff, um bei Fragen und Problemen schnell helfen oder individuelle Lösungen finden zu können.
Seit März 2021 ist diese neue Anwendung produktivgeschaltet und wurde in Details des Ablaufs noch ein paarmal angepaßt – der Appetit kommt beim Essen. Da inzwischen auch die Mitarbeiter der ÜSTRA die Zahlungen des EBE entgegennehmen können, wurde im Sommer 2022 noch eine Datenexportschnittstelle zur Üstra-IT implementiert.